Der Anfang

Mitte der Siebziger Jahre war Rock und Blues mit elektrischen Gitarren angesagt. Anstatt zur Schule zu gehen, jammten wir mit höllischen Lautstärken im Übungskeller zuhause bei Jeanpierre in Riehen. Was mich dort aber schon vom ersten Tag weg noch magischer in den Bann zog als der röhrende Marshall-Verstärker, war die alte Gitarrenbau-Werkstatt über dem Übungskeller. 

In dieser wunderbaren alten Werkstatt von Elsbeth und Jeanpierre Vocat-Schneider durfte ich meine ersten Gitarren bauen. Gegründet und aufgebaut wurde die Firma von Karl Schneider, ursprünglich gelernter Geigenbauer und ein Pionier im Bau europäischer Gitarren. Seine «Rio-Jazzgitarren» wurden weit herum gespielt; selbst von Django!

Der freundliche Meister hat mich in seinen späten Jahren selbst in die Geheimnisse des Jazzgitarrenbaus eingeführt. So zeigte er mir, wie man massive Decken oder Böden aushobelt, damit sie klingen.

Gipsies

Jeanpierre besass die komplette Djangology-Plattensammlung. Und so hörte ich Django zum ersten mal. Noch nie hat mich ein Gitarrist so fasziniert; sein Spiel und sein Sound haben mich schlichtweg weggepustet!

Immer wieder kamen Zigeuner aus Deutschland in der Werkstatt vorbei, um ihre Gitarren reparieren zu lassen. So konnte ich unter anderem auch alte Modelle von Favino oder di Mauro durchleuchten und ausmessen. Da mir das Geld für eine Favino fehlte baute ich mir selbst eine Bodio.

Seit dieser Zeit haben mich Jazzgitarren magisch angezogen, seien es Gipsygitarren im Maccaferri-/ Selmerstil, klassische Archtops oder meine neuartigen Hybrid-Archtops.

in progress

Alte Vefahrenstechniken und Bauweisen, die ich gelernt hatte, wurden beibehalten oder über die Jahre weiter entwickelt. Mittlerweile erfolgen die Decken- und Halskonstruktion oder die Hals-/Bodyverbindung völlig unorthodox und geben mir mehr Freiheit im Feintuning.

Mondholz

Mondholz lässt sich gut bearbeiten. Geschlagen im Januar bei Leermond, hat die Bergfichte weniger Feuchte im Holz. Das Resultat ist Deckenholz, welches schon von Anfang an vergleichsweise leicht ist, eine hohe Steifigkeit aufweist und deutlich schneller trocknet. Solches Fichtenholz wird von der Firma Florinett ob Bergün geschlagen und gesägt (http://www.tonewood.ch/mondholz.html).

Daneben werden unter anderem auch über 30 jähriges Fichtenholz aus Mittenwald und diverse Arten gelagerter Harthölzer verwendet.

Swiss Ebony

In Zusammenarbeit mit «Swiss Wood Solutions» – ein Spin Off-Unternehmen der EMPA/ETH – werden in meinem Atelier weltweit erstmals speziell behandelte Hölzer für den Gitarrenbau erprobt (www.swisswoodsolutions.ch).

«Swiss Wood Solutions» hat sich zum Ziel gemacht, hochwertigen Ersatz für Ebenholz oder Palisander herzustellen, welche immer schwerer erhältlich und
ökologisch bedenklich sind. Im Geigenbau wird modifiziertes Fichtenholz als Griffbrett schon eine Weile verwendet und es soll den Klang der Geigen hörbar verbessern.

In einem natürlichen Verfahren wird das Holz gefärbt («karamellisiert») und zu einem spezifischen Gewicht verdichtet, welches etwa ¼ schwerer ist als Ebenholz. Das Resultat ist sehr vielversprechend: die Oberfläche ist enorm hart und sieht mit der feinen Goldmaserung sehr edel aus.

Einige «Mama»-Modelle sind bereits mit derart behandelten Ahorn-Griffbrettern gebaut («Swiss Ebony») und klingen spitze! Im Moment experimentieren wir mit diesem neuartigen Material als Zargen- und Bodenholz.

Die Wölbung

Die gewölbten Decken und Böden meiner Modelle werden entweder traditionell aus massiven Stücken ausgehobelt («Wes» oder «Jazz»), oder in einer speziellen Hybridtechnik aus dünner geschnittenen Massivhölzern mit Hitze gewölbt und nachgehobelt.

Bei letzterer Technik bleiben die Holzfasern in ihrer ganzen Länge erhalten, was eine leichtere Bauweise erlaubt und einen sehr dynamischen, vollen und warmen Sound bringt («Song», «Hermes» und «Mama»).

Nitrolack

Unter den synthetischen Lacken ist Nitrolack für die Versiegelung hochwertiger Gitarren unbestritten die erste Wahl. Die hauchdünnen Schichten machen optisch wie akustisch einen hervorragenden Dienst. In einer faltbaren Spritzkabine werden die Gitarren mit Nitrolack besprayt, mit oder ohne Farbton. 3–4 Schichten, dann 2 Tage aushärten lassen und schleifen; diese Prozedur insgesamt 3 mal.

Schellack

Obwohl nicht ganz so widerstandsfähig wie Nitrolack ist Schellack optisch wohl die edelste Versiegelung für eine Gitarre; ganz zu Schweigen von den akkustischen Vorzügen! Absonderungen von Läusen werden auf Ästen spezieller Bäume in Südostasien gewonnen und gereinigt. Die getrockneten Plättchen werden dann in Alkohol gelöst und mit einem kleinen Leinenballen in unzähligen Bahnen aufgetragen. Um eine regelmässige Oberfläche zu erhalten werden diese Bahnen kurz vor dem eintrocknen mit einem Tropfen Olivenöl in kreisenden Bewegungen verrieben.

Bodio Guitars, Mörsbergerstr. 52, 4057 Basel, Telefon +41 (0)78 615 03 54, maurobodio@gmail.com | Impressum